Künstler*innen

Lucie Schrag Lausanne, *2003

  
  

Wenn zwei Menschen sich nicht sehen können, schreiben sie sich Briefe: Postkarten aus dem Urlaub, Liebesbriefe, Notizzettel. Lucie Schrag öffnete ihre Schachtel mit seit ihrer Kindheit gesammelten Nachrichten und fand Texte von Expartnern aber auch ihres verstorbenen Vaters. Geliebte Personen und ihre Abwesenheit bleiben durch zurückgelassene Gegenstände wie ein Kleidungsstück haptisch anwesend und werden durch die Gegenwart ihrer Worte wieder präsent. Die Installation «39 Briefe» (2024) ist eine Hommage an die Ungreifbarkeit der Vergangenheit, an geliebte Menschen, die Wichtigkeit von Worten auf Papier. Lucie hält Momente des Dazwischens fest, zwischen Verabschiedung und Wiedersehen, zwischen Freude und Trauer. Seit mehreren Jahren sind Vergänglichkeit, Fragilität und Nostalgie wichtige Themen in Lucies künstlerischem Schaffen. In ihrem fotografischen Werk fand in den letzten Jahren eine Fokussierung von der brutalisitischen Architektur zu den Rissen im Beton statt. Diese Faszination für Aufbruchsstellen ist auch in der aktuellen Arbeit zentral.

When two people can’t see each other, they write letters: postcards from their vacation, love letters, notes. Lucie Schrag opened her box of messages collected since childhood and found texts from ex-partners as well as from her deceased father. Loved ones and their absence remain haptically present through objects left behind, like an item of clothing, and become present again through the presence of their words. The installation «39 Letters» (2024) is a homage to the intangible nature of the past, to loved ones, to the importance of words on paper. Lucie captures moments of in-between, between farewell and reunion, between joy and sadness. For several years now, transience, fragility and nostalgia have been important themes in Lucie’s artistic work. In her photographic work in recent years, there has been a shift in focus from brutalist architecture to concrete to the cracks in concrete. This fascination with places of rupture is also central to her current work.